Schlagwort: Biodiversitätsverlust

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Biodiversität Interview

„Der Biodiversitätsverlust nimmt auf zögerliche politische Prozesse keine Rücksicht“ – ISOE-Forscherin Marion Mehring im Interview

Mit dem Weltnaturabkommen wurden im Dezember 2022 die globalen Voraussetzungen zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen gelegt. Seitdem stehen alle 196 Vertragsstaaten in der Pflicht, die Beschlüsse aus dem sogenannten „Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework“ (GBF) umzusetzen. Deshalb muss nun auch Deutschland dringend seine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030“ (NBS) überarbeiten. ISOE-Biodiversitätsforscherin Marion Mehring war am Dialogprozess für die Entwicklung der Nationalen Strategie beteiligt. Im Interview berichtet sie über die Herausforderungen, vor denen der Biodiversitätsschutz steht und über politische Rollbacks beim Schutz der Artenvielfalt.

Foto: Sophie Peter, Illustration: Verena Rossow

Foto: Sophie Peter, Illustration: Verena Rossow

Biodiversität Konsum Landnutzung Risiko

Zwischen Naturschutz und Naturnutzung – wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für gesellschaftliche Diskurse über die Nutzung von Kulturlandschaften

Der Biodiversitätsverlust ist ein systemisches Risiko, das sich global und zeitverzögert zeigt und daher schwer zu greifen ist. Internationale Studien belegen, dass menschliches Handeln ein zentraler Treiber dieses Risikos ist. Konsequentes Handeln zum Schutz der Biodiversität ist bislang allerdings ausgeblieben. Warum ist das so? Diese Frage stand im Mittelpunkt meiner Dissertation, die theoretisch in der Risikosoziologie verankert ist. Auf der empirischen Ebene habe ich zu dieser Frage Interviews, Workshops und Umfragen in drei deutschen Regionen durchgeführt. Ein zentrales Ergebnis ist, dass Risiken immer auch der gesellschaftlichen Wahrnehmung unterliegen. Diese wird von vielschichtigen soziokulturellen Dynamiken beeinflusst. Wissenschaft und Politik adressieren diese Komplexität, dazu gehören auch historische Gegebenheiten oder aktuelle Machtverhältnisse, bislang jedoch noch nicht ausreichend.