Lützerath und Fechenheimer Wald: Gegenwärtige Nachhaltigkeitskonflikte und ihre Herausforderungen für transdisziplinäre Forschung
Die aktuellen Auseinandersetzungen um „Klima versus Kohle“ in Lützerath oder „Wald versus Asphalt“ in Frankfurt am Main werden derzeit in den Medien, in der Politik und am Stammtisch breit diskutiert. Die transdisziplinäre Forschung hat den Anspruch, krisenhafte Entwicklungen durch gestalterische Ansätze in nachhaltige Bahnen zu lenken. In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, inwiefern sich aus den aktuellen Konflikten besondere Herausforderungen für die transdisziplinäre Forschungspraxis ergeben.
Klimaschutz auf Kosten der Umwelt? Natürliche Kältemittel bieten einen Ausweg aus dem Dilemma der Ewigkeitschemikalien
Wärmepumpen spielen eine Schlüsselrolle für die klimaneutrale Wärmeversorgung von Gebäuden. Außerdem verringern sie die Abhängigkeit von Erdgasimporten. Allein im Jahr 2022 wurden 236.000 Wärmepumpen in Deutschland installiert. Doch wie umweltfreundlich sind Wärmepumpen wirklich? Das Problem: Die meisten Wärmepumpen enthalten synthetische Kältemittel, zumeist fluorierte Kohlenwasserstoffe (auch F-Gase), die mit erheblichen Umweltrisiken verbunden sind. Ein internationales Forschungsprojekt unter Beteiligung des ISOE hat untersucht, wie innovative Wärmepumpen mit Kältemitteln betrieben werden können, die eine Alternative zu den umweltbelastenden F-Gasen sind. Dabei zeigt sich, dass der Einsatz solcher sogenannten natürlichen Kältemittel bereits heute möglich ist.
Zwischen Naturschutz und Naturnutzung – wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für gesellschaftliche Diskurse über die Nutzung von Kulturlandschaften
Der Biodiversitätsverlust ist ein systemisches Risiko, das sich global und zeitverzögert zeigt und daher schwer zu greifen ist. Internationale Studien belegen, dass menschliches Handeln ein zentraler Treiber dieses Risikos ist. Konsequentes Handeln zum Schutz der Biodiversität ist bislang allerdings ausgeblieben. Warum ist das so? Diese Frage stand im Mittelpunkt meiner Dissertation, die theoretisch in der Risikosoziologie verankert ist. Auf der empirischen Ebene habe ich zu dieser Frage Interviews, Workshops und Umfragen in drei deutschen Regionen durchgeführt. Ein zentrales Ergebnis ist, dass Risiken immer auch der gesellschaftlichen Wahrnehmung unterliegen. Diese wird von vielschichtigen soziokulturellen Dynamiken beeinflusst. Wissenschaft und Politik adressieren diese Komplexität, dazu gehören auch historische Gegebenheiten oder aktuelle Machtverhältnisse, bislang jedoch noch nicht ausreichend.

Auf einer Stadtrundfahrt im Schnee stecken geblieben – ein Experiment wäre gewesen, zu Fuß zu gehen (© Deffner 2022)
Mobilitätswende – können Mobilitätsexperimente die Wende voranbringen?
In privaten Gesprächen werden unsere Kollegen und wir oft gefragt: „Sag mal, was kann ich denn anders machen, als mit dem Auto zu fahren?“ Als Mobilitätsforscher*innen arbeiten wir genau an dieser Frage. Wir wollen herausfinden, was die strukturellen und individuellen Hürden und Hemmnisse für die Mobilitätswende sind – die momentan eher einem festgefahrenen Bus im Schnee ähnelt als einem von allen Beteiligten engagiert unterstützten Wandel, bei dem alle begeistert mitmachen.
Groundwater messages to the UN: from (in)visibility to envisioning
From December 7 to 8, 2022, decision-makers, practitioners and researchers gathered in Paris for the first groundwater summit of its kind at UN level. The high-level meeting’s objective was to formulate a clear message on groundwater to pass to the UN water summit in New York, 2023. The groundwater community gathered to draw attention to what many see as missing for example in the formulation of SDG6: Groundwater as a key element in meeting the SDGs. The event that also marked the final phase of the UN water year lasting from March 2022 to March 2023 was held under the title ‘Groundwater: Making the Invisible Visible’.
Zivile Konfliktbearbeitung als Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation in der Klimakrise
Die komplexen Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Konflikten machen zunehmend Schlagzeilen und zeigen sich nicht zuletzt in den zähen und schleppenden Verhandlungen auf Klimakonferenzen. Die gerade zu Ende gegangene COP27 zeigt beispielhaft, wie sehr Konflikte und Kriege nachhaltige Schritte in der Klimapolitik verhindern. Ein dominantes Narrativ lautet, der Klimawandel werde Konflikte weiter „anheizen“ und gesellschaftliche Sicherheit bedrohen. Im Gegensatz hierzu kann die gemeinsame Anstrengung zur Bewältigung des Klimawandels nicht nur eine Gelegenheit für sozial-ökologische Transformationen der Gesellschaft sein, sondern auch für die Transformation von Konflikten, wenn man Methoden und Ideen der „Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB)“ kennt und einsetzt.
Die Naturverbundenheit stärken – aber wie?
Die Beziehungen der Menschen zur Natur unterliegen aktuell einem großen Wandel: Menschen verbringen immer mehr Zeit mit elektronischen Geräten und immer weniger Zeit draußen in der Natur. Dabei wirkt sich eine hohe Naturverbundenheit nicht nur positiv auf das Verhalten gegenüber der Umwelt, sondern auch auf die eigene Gesundheit aus. Daher stellt sich die Frage, was getan werden kann, um die Naturverbundenheit wieder zu stärken.
„Klimaschutz ist eine gesellschaftspolitische Gestaltungsaufgabe“ – Ein Impuls von Flurina Schneider zum Globalen Klimastreik am 23.09.2022
Weltweit werden am 23. September 2022 Menschen für Klimaschutz demonstrieren. Sie folgen damit erneut dem Aufruf der Organisation Fridays for Future, die seit 2019 auf die Folgen der Klimakrise aufmerksam macht. Dass diese nicht nur die Umwelt betreffen, sondern weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen, dringt erst allmählich ins öffentliche Bewusstsein. Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Professorin für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, plädiert dafür, Klimaschutz als gesellschaftspolitische Aufgabe zu verstehen. Sie setzt auf Synergieeffekte zur Lösung der Klimakrise.
Das Neue Europäische Bauhaus: Können Graswurzelbewegungen von oben nach unten wachsen?
Mit der Initiative New European Bauhaus will Ursula von der Leyen den European Green Deal mit Leben füllen. Ziel ist die Umgestaltung Europas, um bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität und mehr Lebensqualität zu erreichen – durch die Zusammenarbeit von Kulturschaffenden, Ingenieur*innen, Künstler*innen, Architekt*innen, Handwerker*innen, Städten und Kommunen. Ungewöhnlich ist daran Vieles; vor allem aber der Aufbau der Initiative, der sich an Graswurzelbewegungen orientiert und nicht an klassischen EU-Projekten.
Social ecology meets political ecology: A chance to gain new perspectives?
How can social ecology benefit from political ecology and vice versa? An international two-day online workshop organized by ISOE researchers offered the opportunity for dialogue between these neighbouring research fields. What role do more-than-human entities such as plants, animals, rivers, resources, geomorphological formations and things play in conflict analysis? This was the overarching question of the session, which linked the concept of social-ecological systems with approaches of environmental justice, resistance and politics. In addition, the question, “What happens when theoretical claims of political ecology meet practical problems in transdisciplinary, social-ecological projects?” invited to reflect on power asymmetries in everyday research.